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Beziehungsende nach Hirntumor?---Vorst scewdriver (Freund e. Betroffenen)

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screwdriver:
Hallo liebe leute,

ich bin etwas durch den Wind, und möchte hier einfach mal nachfragen ob sowas öfter vorkommt bzw ob ihr mir Tipps geben könnt wie ich damit umgehen soll:

Seit einem halben Jahr bin ich mit meiner Freundin zusammen. Sie hat vor einem Viertel Jahr einen (gutartigen) Hirntumor diagonstiziert bekommen, was mit allen Folgen daraus (Operation, Hoffen, Reha, Krankschreibung zuhause,...) an sich schon mal eine Belastungsprobe für unsere ja doch recht junge Beziehung war. Der Tumor wurde übrigens vollständig entfernt (3monate kontroll mrt danach), und quasi gar keine neurologischen Ausfälle. Uff. Nur halt bisschen mangelnde Kraft und vlt. paar Wortaussetzer. Aber alles in allem super.

Das war eine Kraftakt für uns beide, aber wir haben ihn ganz gut gestemmt – aber sind seitdem immer wieder über Hindernisse gestolpert, wie z.B. Overprotection von mir, Kraft ein- und überschätzung (sie sich und ich sie), verändertes verhältnis zueinander (vieles abklären und 'funktionieren')...

Da hat es auch angefangen dass ich ab und an das Gefühl von Abweisung bekommen habe. Darüber haben wir auch ein-zwei Mal geredet, mal ging es wieder besser, mal schlechter.

Jetzt am Wochenende hat Sie mir gesagt sie empfinde quasi seit der OP (bzw. so drei Wochen später ists ihr das erste mal aufgefallen) nicht mehr das gleiche für mich, habe kein verlangen mehr bzw fühlt sich nicht hingezogen zu mir, habe das gefühl ihr leben jetzt 'auf die spur bekommen zu müssen'. Meine Rückverwandlung vom 'Pfleger' zum 'Liebhaber' habe nicht funktioniert. Sie kann nichts genaues sagen, nur wie sie empfindet, und geht absolut an die Sache ran – eine Beziehung in der nach einem halben Jahr 'der Ofen aus ist' kann ja einfach nicht sein.

Sie habe länger über diesen schritt nachgedacht, und braucht jetzt einfach eine zeit in der wir uns nicht sehen. Um wieder selbstständig zu leben, ihr Leben wieder aufs Gleis zu setzen. Und um rauszufinden ob/welche gefühle sie für mich hat bzw. ob diese wiederkommen.

Soweit zur Ausgangslage. Ich habe die letzten Tage genutzt um über uns nachzudenken. ich habe im letzten viertel jahr zwar manchmal unsere beziehung auch kritisch hinterfragt – jetzt sitze ich jedenfalls da und komme mit meinen gedanken immer wieder an den gleichen punkt: ich vermisse sie. Und der zeitraum in dem sich die gefühle verändert haben liegt verdächtig nah an ihrer diagnose. und an einen beschissenen tumor will ich unsere beziehung nicht verlieren, erst recht nicht nachdem er sie (und mich!) soviel kraft gekostet hat.
Vielleicht hört ihr das auch hier raus – ich bin frustriert und traurig, manchmal kommt mir der gedanke, den ich sofort wieder runterschlucke – dass wir jetzt getrennt sind WEIL ich an ihrer seite war und sie unterstützt habe. Kann man so auch nicht sagen, und sicher hätt ich mich an einigen Punkten auch anders verhalten können...

Wie auch immer – ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Das heißt, doch ja, eigentlich schon. sie sollte die Zeit kriegen die sie braucht, und ich sollte ihre Gefühlslage akzeptieren, egal was der auslöser dafür ist. denk ich mal.
Aber ich könnte heulen, vermisse sie jetzt schon (haben uns grade mal zwei Wochen nicht gesehen), und würde ihr gern sowas sagen wie "das kommt oft vor nach solchen eingriffen dass man sich neu finden muss, lass uns hier nicht aufgeben" oder blabla... Das haben Ihr die Ärzte in der Reha auch schon gesagt, bzw. sie wurde gefragt wie es mit ihrem Liebesleben steht. Zu dem Zeitpunkt konnte Sie dazu aber nichts sagen bzw. es war nicht reflektiert als Problem im Kopf vorhanden.

Aber selbst wenn das so ist dass beziehungsprobleme nach so etwas auftreten, kann ich das ja gar nicht als "argument" in einer "logisch geführten diskussion" nutzen – wenn sie sich halt so fühlt grad ist es doch egal woher es kommt, und sie kann ja nicht Gedanken- und wissenserrungenschaften über das Gefühl stellen... :-(
Was sagt ihr zu dieser Lage? Passiert das öfter dass Beziehungen unter der Scheiße leiden? Könnt ihr mir Tipps geben wie ich mich verhalten kann? Danke für eure offenen Ohren!


Überschrift editiert Mod

enie_ledam:
Hallo,
Ich habe schon oft gelesen das eine Beziehung an einer, dieser Krankheit scheitert. Ich muss sagen das ich seit der Op auch nicht freude strahlend auf meinen Mann zurenne obwohl er mich nicht gepflegt hat oder so aber wir sind noch zusammen. Er hat quasi die Katze im Sack geheiratet und 3 Monate danach kam die Katze aus dem Sack...

Er hat Probleme mich so schwach zu seheb immer wenn er nach Hause kommt liege ich af der Couch. Die wörter "ich kann nicht mehr" kann er schon nicht mehr hören, allerdings bin ich sehr zuversichtlich das sich das in den nächsten Monaten ändert.

Ich würde sie fragen ob sie dich noch liebt, sie hatte ja jetzt 2 Wochen zeit da bekommt man ja schonmal einen ersten Eindruck. Ich denke es ist ein Seilakt da das drumkämpfen und nicht verlieren. Mhh was für ein Satz. Ich denke es kommt drauf an was ihr für Typen seid. Vielleicht fragst du sie wie sie sich die zukunft vorstellt und guckst ob es sich noch mit deinen vorstellungen deckt.

Aber schön das du trotz der diagnose noch mit ihr zusammen sein willst. Ich würde z.b. grundsätzlich sagen lieber weiß man es direkt das der andere nicht mehr möchte als erst in paar jahren. Wo lag der tumor denn, ,vielleicht ist da einiges durcheinander gekommen. Bei mir sind die Hormone seit der op komplett durcheinander.

Ich hoffe das du bald wieder glücklich sein kannst mit deiner Situation egal ob alleine oder als paar. Erinner sie doch dran was sie früher so toll an dir fand?

Paujo:
Heiratet man nicht um gemeinsam durch dick und dünn zu gehen?
Die Katze im Sack finde ich schon heftig. Es gab doch sicher ne lange gesunde Zeit vorher.....
Es hätte ja auch deinen Mann treffen können......
 Wir haben erst nach Diagnose Stellung geheiratet.
Das Schicksal fragt eben nicht wo grade Platz für Pech ist......

Ich denke schon das so eine schwere Krankheit alles verändert und in Frage stellt.
Wir haben offen drüber geredet und beschlossen das wir gemeinsam diesen weg gehen.
Und nachdem klar war das die ehelichen Pflichten flach fallen, es gibt auch wichtigeres, sind wir uns auf anderer ebene nah gekommen.

@screwdriver.....vielleicht meint deine Freundin das du frei und unbelastet sein solltest und nicht so n krankes Paket mitschleppst.....
Ich kann dir nur raten das du deine Gefühle und Gedanken offen auf den Tisch legst und mit ihr über das alles redest
 Kämpfe um diese liebe .

Alles im leben hat einen sinn.....manchmal dauert es eben bis man den versteht.
Und du solltest sie ihn dieser Zeit begleiten und drum bleib dran und versuche sie zu über zeugen das du sie trotz allem liebst.
Da hilft nur Hosen runter und alles was dich beschäftigt raus damit.

Viel Glück
 Paujo

Yvchen:
Hey...
Ich habe meinen Mann auch erst nach der grausigen Diagnose geheiratet! Heiraten war mir nie so wichtig, aber ich wollte wenn ich heirate den Richtigen!!! Mit der Diagnose ist es auch nicht immer leicht und Alex ist auch nicht mehr ganz so wie vorher, aber trotzdem toll. Er hatte aber auch immer wieder Angst, dass ich gehen könnte, weil mir das alles zu viel werden könnte.
Bei uns im Haus wollte eigentlich ein junges Paar dieses Jahr heiraten, er kam im Mai mit Burnout in die Klinik und jetzt kann er nichts mehr fühlen und hat sich getrennt.
Lieber screwdriver, ich drück Dir die Daumen, dass sich alles zum Guten wendet.
Vielleicht kannst Du ihr einen Brief schreiben? Mit all Deinen Gefühlen und was Du Dir wünschst...
LG Yvonne

screwdriver:
Danke euch für Meinungen, Tipps, Mutmachen! Ich bin mir nur nicht sicher ob das gerade wirklich das beste ist zu 'kämpfen' (mir ist danach, aber ich halte mich gerade zurück).
Immerhin, das ist vielleicht nicht ganz klargeworden, hat sie saumäßig Glück gehabt - gutartiger Tumor (wenngleich wahnsinnig groß, vorne stirn oben), der restlos entfernt werden konnte, keine neurologischen Ausfälle. Medizinisch gilt sie als geheilt, ist aber noch bis vermutl. Oktober krankgeschrieben.
Vor dem Hintergrund sagt sie also dass sie "wieder eigenständig sein will", "ihr leben auf die spur kriegen" möchte, "nichts mehr für mich empfindet" bzw. nicht mehr wie vorher, sich "nicht mehr zu mir hingezogen fühlt".

Ich fürchte wenn ich ihr nicht den Raum gebe zum Atmen wird es nur noch schlimmer. Andererseits habe ich eben total angst dass sie den (unweigerlichen) aufwärtstrend in ihrem leben in kausalen zusammenhang setzt mit der (offiziell auf zeit)-trennung.
Und ihr zu sagen dass sie sich verändert hat bringt wohl auch nichts - wenns so ist, dann ist es so. ich glaube sie überdenkt gerade auch einiges, geht absoluter ans leben ran, will keine 'kompromisse' machen - und zu sagen ich arbeite an bzw. für eine beziehung ist da wohl gerade nicht ihr motto...

gibt es erfahrungsberichte wie sich eine beziehung entwickelt, wenn es 'vorerst' happy-end gab? Könnt ihr mir sagen wie der post-tumor, psychische werdegang eines betroffenen ist? Ich hoffe daraus auch ziehen zu können wie ich mich verhalten kann. Natürlich mit dem ziel, diese junge, und bis zum tumor wunderbare beziehung, wieder zu beleben... :-(
Ich lenk mich das Wochenende jetzt erst mal ab. Danke euch!!!

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