Fortsetzung
Am 12.08.2024 begann die PRRT.
Um 9 Uhr war ich in Berlin-Buch.
Aufnahme, Papierkram, Schwester/Ärztin-Gespräch mit Fragen zu mir und Problemklärung wegen des PICC-Katheters. Er konnte auch für die Blutabnahme genutzt werden.
Ab 10:30 bis 16 Uhr bekam ich im Einzelzimmer (im Bett liegend) dauerhaft 2-3 Sorten Nieren- und "sonstwas"-Schutz aus drei Beuteln in die Venen.
(Ich durfte mit dem Tropf-Ständer zum WC, das war auch öfter nötig.)
Etwa von 12-12:30 Uhr gab es das DOTATOC Lu 177 langsam innerhalb von 20 min in dieselbe Vene. Das tat ein Facharzt, der mit den mehreren Schläuchen und dem faszinierenden "Vielfach-Verteiler" zurechtkommen musste. Dann wartete er direkt vor der Tür, falls ich ein Problem haben sollte, er aber wegen der Radioaktivität nicht bei mir bleiben durfte.
Das Personal sprach von 2m Abstand, aber zum Patientenaufenthaltsraum mit Kaffee, Tee, Wasser, Sportgerät, Bonbons, Sesseln, Pflanzen, usw. durfte ich kurz und nachts ist sowieso keiner da.
Ich hatte in der gesamten Zeit keine Probleme, schlief ein, war müde, aber wohl nicht wegen der PRRT-Therapie, sondern wegen des anderen Tagesablaufs.
Ich bekam 2 Dexamethason-Tabletten (Dosis - keine Ahnung, steht hoffentlich im Arztbrief), die ich sofort nehmen sollte.
Und zwei verpackte "Ondansetron"- Schmelz-Tabletten, die ich bei Bedarf nehmen kann (unter die Zunge legen), falls mir übel wird und ich mich übergeben muss.
Die anderen Tages- und Essenszeiten führten bei mir zu einer mir bekannten Erscheinung: Falls ich ausnahmsweise abends zuviel genascht hatte, bekam ich "Sodbrennen", wusste das einzuordnen und nahm dann mal eine Magenschutztablette "Pantoprazol 40mg", die ich immer nach den Meningeom-OPs in Bad Saarow bekommen und nie aufgebraucht hatte.
Diesmal war es anders. Ich musste mich gegen 3:30 Uhr tatsächlich ohne vorherige Übelkeit plötzlich übergeben und zwar heftig.
Ich war nicht auf die Idee gekommen, das gefühlte Sodbrennen als Vorzeichen für so ein plötzliches Erbrechen anzusehen. Es war mir die ganze Zeit gut gegangen, warum hätte ich die "Ondansetron" nehmen sollen? Sie hätte eine Verstopfung zur Folge gehabt. Das hätte eine "Pantoprazol" nicht verursacht. Ich war dann nachts einfach den Flur hoch- und runtergelaufen und schon klappte der Stuhlgang. Ich nahm auch nach dem Erbrechen die "Ondansetron" nicht, legte aber die "Kotztüte" in die Nähe. War nicht nötig.
Mehrere Leute dachten lieb an mich, ich bin ihnen und dem Personal hier sehr dankbar.
Am 15.08.2024 durfte ich nach Hause.
Bis zu diesem Tag ging es mir gut. Ich bekam endlich die Ruhe, die ich so lange ersehnt hatte.
Ich beschäftigte ich mich mit Sudokus. Wenn ich die kompliziertesten lösen kann, dann geht es mir gut. Die Ärztin bemerkte es und am Entlassungstag sagte sie zu mir, ich möge die radioaktiven Mittel wirken lassen und in drei Monaten spielen wir Sudoku gegeneinander.
Am Montag und am Mittwoch wurde in diesem Haus, aus dem man nicht raus durfte, mit einer „Gammakamera“ ein Nieren-Check durchgeführt. 20 min ruhig liegen, das wars.
Ein paar elementare Dinge wegen der Radioaktivität (!):
(Auf deren Nennung bin ich durch eine Bekannte gekommen, deren Freundin einen NeT hat.)
- Keine gute Kleidung nutzen.
- Ich bekam Handtücher, was sonst nicht üblich ist.
- Alles, was im Waschbecken, im WC und im Abfalleimer landet, wird „abgepumpt“, gesammelt, auf seine Radioaktivität getestet und als radioaktiver Sondermüll entsorgt.
- Deswegen habe ich am ersten Tag und bei den Voruntersuchungen wegen der Dauer und der Mengen an infundierten und radioaktiven Flüssigkeiten stärkere Slipeinlagen genutzt.
- Zu Hause soll man die Einlagen eintüten und (wie üblich) in der Restmülltonne entsorgen.
- Die Kleidung kann man mit nach Hause nehmen, muss sie aber sehr gründlich waschen. Ich habe extra für die Sachen einen waschbaren Beutel mitgenommen.
- Die Schuhe habe ich zu Hause einige Tage vor die Tür gestellt.
- Alles, was ich stationär nutzte, also Smartphone, Tablet, Sudokus, Buch, Schreibzeug, Perücke (ich habe eine alte mitgenommen, setze aber Mützen auf), Koffer, Tasche, Jacke usw. wird nicht dekontaminiert.
- Die Zahnbürste habe ich dort weggeworfen und für die nächsten Zyklen werde ich das Waschzeug auf „kleine Reste zum Wegwerfen“ reduzieren.
- Zu Hause soll man von Schwangeren und von Babys noch einige Zeit Abstand halten, ich glaube 1 oder 2 Wochen.
Spannend fand ich, dass das Abschalten der Kernkraftwerke erschwerend für die Beschaffung der radioaktiven Materialien ist. Sie werden wohl nicht einfach von Pharmafirmen hergestellt, sondern individuell. Also es ist DOTATOC LU 177, aber die "Mischung" oder "Menge der Dosis" scheint für jeden persönlich je nach Bedarf in dieser Klinik "produziert"* zu werden.
* Dieses Wort wurde verwendet.
Wenn es nicht produziert oder nicht genutzt wird oder sich nicht anreichert, dann gibt es kein anderes und man muss (bei mir beim 1. PET-CT und der 3. Voruntersuchung) zu einem neuen Termin kommen.
Die Zeit danach:
Ich habe sofort alle Sachen sehr intensiv gewaschen, aufgehängt und es erst am nächsten Tag abgenommen.
Den Koffer habe ich zwei Wochen lang „ignoriert“. Ich habe viel liegen lassen, ging früher ins Bett.
Ich habe gemerkt, wie sehr ich „durchhänge“, viel mehr als nach den Operationen.
Ich hatte ja einiges vorher eingekauft und für frische Sachen hatte ich Hilfe für das Einkaufen. Aber da war am Freitag der Markttag in der Nähe, wo ich sehr gern hingehe. Dort merkte ich, wie sehr anstrengend das ist. Naja, kein Wunder …
Es wird sehr langsam normaler.
Nach einer Woche kam der Arztbrief mit allen Terminen für den nächsten Zyklus samt den Voruntersuchungen.
Ich hatte in der Station die Möglichkeit, mit Prof. Dresel zu sprechen, der von der schwierigen Situation mit den missglückten Versuchen erfahren hatte. Eine PICC-Line soll künftig vermieden werden. Seine Äußerung war: „Wir werden alles aufbieten, was wir haben.“
Ich hatte meine Termine ab dem 28.10.2024 (MRT, Augenarzt, NC) bereits abgegeben und in die Zeit dazwischen wurden nur zwei Tage für die vier Voruntersuchungen „geschoben“. Der stationäre Aufenthalt schließt sich an. Insgesamt wird es „planmäßig“ 18 Tage bis zum 14.11.2024 dauern und nicht wie jetzt 58 Tage.
Blutbilder (Leukozyten, Thrombozyten, Nierenwerte usw.) sollen zunächst 4 bis 6 Wochen lang in jeder Woche und dann monatlich erfolgen. Das geschieht bei meiner Hausärztin. Ich hatte Sorgen, dass das erste Blutbild nicht gut ausfallen würde, weil ich mich nicht gut fühlte. Aber es war gut. Im Brief stand, dass sich die radioaktive Wirkung in den folgenden Wochen „entfalten wird“ Deswegen wird trotz der aktuell guten Werte weiter kontrolliert. Sollte etwas schlechter werden, wird meine Hausärztin mit Prof. Dresel den Kontakt aufnehmen, was zu tun ist.
KaSy