Lieber Blonder niemals aufgebender Engel,
ich habe zwar glücklicherweise fast keine persönliche Ahnung von Epilepsie, sehe aber die Sache deswegen vielleicht eher von außen und mische mich deshalb hier ein.
Zunächst weiß ich persönlich, dass bei Vermutungen auf Anfälle, nach kleinen Anfällen im EEG nichts sichtbar sein muss.
Ich war im Laufe der Jahre bei vier oder fünf verschiedenen EEG-Stellen, weil es ja hätte sein können, dass Epi-Anfälle stattgefunden haben bzw. auf Verdachtsdiagnosen hin.
Bei den ersten EEG-Untersuchungen war alles in Ordnung, ich hatte ja auch selber nichts bemerkt.
In den letzten Jahren - seit meiner 2. Meningeom-OP mit Bestrahlung - hatte ich in sehr unregelmäßigen Abständen irgendetwas gespürt, was vielleicht ein Anfall hätte sein können, ein Mini-Anfall. Erst hatte ich Angst, weil es während meines Unterrichts und auch einmal beim Autofahren stattfand. Aber ich lernte, mit diesen Mini-Episoden umzugehen, wusste, dass ich nicht das Bewusstsein verliere und konnte dabei sogar weiterreden. Irgendwann sagte ich es dem NC und der Neurologin und zum Glück war keine Rede von einem Fahrverbot, aber von einem (weiteren) EEG.
Bei beiden EEG, die unter diesen Voraussetzungen durchgeführt wurden, waren die Ergebnisse "sauber". Mir wurde aber auch von beiden EEG-Frauen unabhängig voneinander gesagt, dass es Anfälle gewesen sein könnten, man sie aber im EEG nur sehen würde, wenn sie während des EEG stattfinden.
Deswegen wurden bei einem EEG auch Provokationen durchgeführt, die einen Anfall auslösen könnten. Das war flackerndes Licht, eine sehr schnelle Atmung, vielleicht noch irgendwas.
Es wurde bei mir nichts ausgelöst, was aber nach Aussage der Frauen nicht heißen muss, dass es keine Anfälle waren, die ich gespürt hatte.
Ich war etwas verwundert über die klare Aussage von fips2, der meinte, dass nach Anfällen im EEG garantiert eine Veränderung zu sehen sei. Ich meine, dass das nicht für kleine vereinzelte Anfälle gelten muss, aber wahrscheinlich für Grand Mals.
Deine Situation ähnelt also ein wenig meiner.
Das Problem bei Dir ist, dass das, was ein Anfall gewesen sein könnte, in der Reha-Klinik stattfand. Dort sind die Ärzte für Dich verantwortlich und müssen alles tun, um Deiner Gesundheit nicht etwa zu schaden. Sie treten im Ernstfall eines Anfalls, wo Dir oder jemand anderem etwas passiert, dafür in Verantwortung, weil Du gerade in ihrer Obhut bist. Also fahren sie die Maximalvariante mit Tabletten und Fahrverbot und setzen Dich damit unter Druck.
Mir ist es tatsächlich nach meiner 2. OP in der Reha auch so ähnlich gegangen. Es ging damals nicht um Epilepsie, sondern um den Verdacht der Reha-NC-in, die Kopf-Naht sei nicht dicht und so untersagte sie mir das Schwimmen. Da ich sicher wusste, dass die Naht dicht war, war ich damals ziemlich sauer. Aber ich achtete sie auch. Im Gespräch sagte sie mir, sie habe sich mit dem operierenden NC verständigt. Naja, ich wäre schon gern schwimmen gegangen, gerade an den Wochenenden, aber irgendwie verstand ich es auch.
Für Dich sehe ich die folgende Schlussfolgerung:
Geh gleich nach der Reha zu einem Neurologen und sprich mit ihm über das Ganze. Sag auch, dass Du nicht unnötigerweise Tabletten nehmen möchtest, weil Du sicher bist, dass es sich nicht um einen Anfall gehandelt hat. Dann würde es auf Deine eigene Verantwortung gehen. Für ein EEG mit Provokationen muss man vielleicht nicht unbedingt einen Klinikplatz drei Tage lang beanspruchen, zumal den wahrscheinlich wirklich Betroffene dringender benötigen. Versprich dem Neurologen aber auch, dass Du auf jeden Fall sofort zu ihm oder in eine Notaufnahme gehst, falls sich ein Anfall ereignen sollte.
Immerhin hast Du das Ereignis mit dem Zittern in der Reha-Klinik ja selbst so Ernst genommen, dass Du dem Arzt davon berichtet hast, oder wie lief das ab.
Ich wundere mich über Deinen traurigen Smiley nach der Aussage, dass Du nicht gesund entlassen wirst. Sei froh, dass es so ist, ansonsten müsstest Du unmittelbar am Tag nach der Entlassung wieder arbeiten gehen. Wie lange Du noch zu Hause bleibst, das entscheidest Du dann mit Deinem Hausarzt. Einige Tage solltest Du Dir aber unbedingt gönnen, um Dich erst mal wieder auf den häuslichen Alltag umzustellen, bevor Du auch noch in die Arbeit stürmst.
Ich wünsche Dir, dass Du Epilepsie-frei bleibst und die OP-Folgen in angemessener Zeit vergessen kannst. Es braucht seine Zeit, aber Du hast alle Chancen auf ein Tumorfreies Leben in Gesundheit!
Deine KaSy