HirnTumor-Forum

Autor Thema: Mein Vater (Erkrankt am 11.04.2007, Gestorben am 29.04.2008, Glio Typ IV) !  (Gelesen 39723 mal)

PETER37

  • Gast
Guten Morgen an Alle !
Ich bin froh darüber das es so ein Forum gibt, welches ich durch Zufall entdeckt habe.
Es geht um meinen Vater (60 Jahre) der seit dem 11.04.2007 an einem Glioblastom Typ IV leidet und deswegen auch an diesem Tage operiert wurde.
Heute nach mehr als einem Jahr wird bei ihm ein zweites MRT gemacht und uns anschließend (Mir,meiner Mutter und meiner Schwester) mitgeteilt wie es um ihn steht.
Wir ahnen das wir keine gute Nachricht bekommen werden, denn es geht mit ihm immer weiter bergab.
Er wird immer ruhiger, hat Zuckungen am linken Arm, kann nur schwer reden, schwer essen und kaum noch laufen.
In einer Stunde bin ich mit meinen Lieben im Krankenhaus und dann werden wir das Ergebnis der MRT erfahren.
Ich bin ziemlich aufgeregt und schreibe diese Mail mit zitternden Händen.
Doch ich muß stark bleiben, denn meine Lieben sind völlig fertg mit den Nerven.
Auch wenn ich eigentlich mehr leide als Sie, muß ich so tun als ob ich über diesen Dingen stehe.
Wenn ich mich auch gehen lassen würde, hätten Sie gar keinen Halt mehr.
So, ich mache mich jetzt auf die Socken und werde euch auf dem laufenden halten.
Wünsche allen Betroffenen viel Kraft.
Lieben Gruß, Peter !

« Letzte Änderung: 29. April 2008, 16:33:40 von PETER37 »

sorry121

  • Gast
Re:Mein Vater !
« Antwort #1 am: 15. April 2008, 16:46:59 »
Hallo Peter,

als ich eben Deinen Eintrag gelesen habe.....habe ich aus die Uhr geschaut....und
hoffe das ihr positives nun zu berichten habt. Es gibt hier im Forum viel negatives ...ich wünsche Dir ...vor wallem deinem Vater ....nur Positives !!!!
Ich weiß was ihr zur Zeit durchmacht....kann Dich absolut verstehen.

nur die besten Wünsche!

PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater !
« Antwort #2 am: 16. April 2008, 10:00:49 »
Guten Morgen an Alle !
Leider wurde das MRT meines Vaters erneut verschoben.
Für Mama scheint es irgendwie ein kleiner Trost zu sein, das wir das erwartete Ergebnis erst Donnerstag früh bekommen werden.
Für mich ist es eine Qual das sich diese Sache in die Länge zieht, denn ich möchte endlich wissen was auf unsere Familie zukommt.
Ich habe das Gefühl das das Krankenhaus ihn abgeschrieben hat und deshalb das MRT immer wieder verschiebt, denn andere die eine größere Überlebenschance haben, werden wie ich es beobachten konnte, beim MRT immer wieder vorgezogen.
Wir überlegen gerade was wir machen sollten, wenn er nur noch eine kurze Lebenserwartung haben sollte.
Mama möchte ihn bis zum Ende gerne zu Hause haben aber ich würde ein Hospiz vorziehen weil er immer wieder umfällt, Dinge umschmeißt oder urplötzlich extrem aggressiv wird.
Wir können nicht rund um die Uhr an seinem Bett sein und eine von den Ärzten vorgeschlagene häusliche Hilfe kann auch nur stundenweise vor Ort sein.
Erst letztens hat er meiner Schwester mit einem Faustschlag die Lippen aufplatzen lassen.
Er regt sich wenn er für kurze Zeit beisammen ist, über alles mögliche auf.
Fahre jetzt zu Mama weil ich mich um viel Papierkram kümmern muß, von denen Mama und Schwester leider kaum etwas verstehen.
Werde Papa erst Morgen wieder besuchen, sonst falle ich noch selber irgendwann um, denn ich muß nebenbei noch arbeiten gehen.
Habe seit Tagen kaum geschlafen und kaum etwas gegessen und bin nur am Rauchen.
Mittlerweile bis zu 3 Schachteln am Tag.
Werde euch weiterhin auf dem laufenden halten.
Wünsche euch allen viel Kraft.
Lieben Gruß, Peter !
P.S.: Lieben Gruß an Sorry 121 und Danke für die netten Worte !



« Letzte Änderung: 16. April 2008, 10:02:33 von PETER37 »

Offline regilu

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  • Beiträge: 220
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Re:Mein Vater !
« Antwort #3 am: 16. April 2008, 11:17:23 »
Lieber Peter, erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Eure Panik ist ja nur zu verständlich und alle hier im Formum kennen das.

Wahscheinlich hat Dein Vater den Tumor im vorderen Stirnbereich. Lies mal "Hirntumore allgemein" im Thread: Was sitzt wo und welche Wesensveränderungen sich daraus ergeben. Ausserdem solltest Du "Fragen an den Arzt" lesen und Dir alles aufschreiben.
Eine Frage: ist das jetzt das erste MRT nach der OP??
Das wäre doch sehr ungewöhnlich!!

Wenn Dein Vater solche starken Ausfälle hat, würde ich mit meiner Mutter ganz vorsichtig die Situation besprechen. Vielleicht kannst Du schon mal vorab ein Hospiz in Deiner Nähe besuchen und mit den sehr kompetenten Mitarbeitern die Vorgehensweise besprechen.
Dann sitzt Du auch nicht zu Hause und musst mit Rauchen Deine Nerven beruhigen.
Aber es hat keinen Sinn, sich vorab zu viele unnötige Sorgen und Planungen zu machen, denn es wird oft anders, als man geplant hat. Und dann hat man zu viele Nervenkraft umsonst verloren, die man anderer Stelle noch nötig braucht.
Mach nur, was heute nötig ist, morgen kann es schon wieder ganz anders sein!

Übrigends habe ich gestern erfahren, dass meine Freundin wahrscheinlich ein Glio hat!
Woher kommen plötzlich diese ganzen Monster her?

Viel Kraft in dieser schrecklichen Zeit
wünscht regilu.



 
Auch die dunkelsten Wolken haben,  der Sonne zugekehrt,  ihre lichten Seiten!
Friedrich Herter

Akya

  • Gast
Re:Mein Vater !
« Antwort #4 am: 16. April 2008, 13:18:31 »
Hallo Peter

In deinem 1. Beitrag hast du geschrieben, du musst stark bleiben. Und jetzt rückst du deiner Gesundheit mit 3 Packungen Zigaretten zu Leibe? :o Ich weiss, es ist doof, einem Raucher so etwas zu sagen. ::) Doch vielleicht denkst du bei jeder Zigarette nicht nur an die vermeintliche Beruhigung deiner Nerven, sondern erst mal an deine Lieben und kannst dann auf die eine oder andere verzichten. ??? ;)

Ich pflichte Birgit bei. Man muss über verschiedene Möglichkeiten nachdenken, ein wenig planen, aber nicht zu weit. Ich habe hier schon mal einen Spruch geschrieben und musste selbst feststellen, dass was Wahres dran ist. Deshalb will ich ihn auch dir mit auf den Weg geben:
Mach es dir nicht unnötig schwer,
indem du zuviel darüber nachdenkst, wie es weitergehen soll.
Deine Kraft brauchst du vor allem
für das, was jetzt geschehen muss."

Und noch ein Tip aus eigener Erfahrung :
erledige den Papierkram, wenn möglich, gemeinsam mit deiner Mutter. Es ist einfacher für dich, sie lernt damit umzugehen und die Arbeit lenkt auch deine Mutter ein wenig ab, wenn auch nur zeitweise.

Ich wünsche euch allen viel Kraft.
Akya

PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater !
« Antwort #5 am: 16. April 2008, 22:22:35 »
Zitat
Lieber Peter, erstmal ein herzliches Willkommen hier im Forum.

Eure Panik ist ja nur zu verständlich und alle hier im Formum kennen das.

Wahscheinlich hat Dein Vater den Tumor im vorderen Stirnbereich. Lies mal "Hirntumore allgemein" im Thread: Was sitzt wo und welche Wesensveränderungen sich daraus ergeben. Ausserdem solltest Du "Fragen an den Arzt" lesen und Dir alles aufschreiben.
Eine Frage: ist das jetzt das erste MRT nach der OP??
Das wäre doch sehr ungewöhnlich!!

Wenn Dein Vater solche starken Ausfälle hat, würde ich mit meiner Mutter ganz vorsichtig die Situation besprechen. Vielleicht kannst Du schon mal vorab ein Hospiz in Deiner Nähe besuchen und mit den sehr kompetenten Mitarbeitern die Vorgehensweise besprechen.
Dann sitzt Du auch nicht zu Hause und musst mit Rauchen Deine Nerven beruhigen.
Aber es hat keinen Sinn, sich vorab zu viele unnötige Sorgen und Planungen zu machen, denn es wird oft anders, als man geplant hat. Und dann hat man zu viele Nervenkraft umsonst verloren, die man anderer Stelle noch nötig braucht.
Mach nur, was heute nötig ist, morgen kann es schon wieder ganz anders sein!

Übrigends habe ich gestern erfahren, dass meine Freundin wahrscheinlich ein Glio hat!
Woher kommen plötzlich diese ganzen Monster her?

Viel Kraft in dieser schrecklichen Zeit
wünscht regilu.
********************************************************************
Hallo liebe Regilu !
Danke für deine netten Zeilen.

Ja, es ist das erste MRT nach der OP meines Vaters am 11.04.2007.
Das MRT hat heute am späten Nachmittag stattgefunden und die Ergebnisse erwarten wir morgen früh.
Ansonsten wurden nach der OP hin und wieder CT´s gemacht die keine Besorgniserregende Ergebnisse ergaben.

Nein, ich sitze nicht nur rauchend zu Hause herum.
Ich bin derzeit sehr stark überlastet, daher die Qualmerei.
Abgesehen von der Krankheit meines Vaters, stehe ich kurz vor der Arbeitslosigkeit bzw. Kündigung.
Daher werden recht bald gravierende Veränderungen in meinem Leben stattfinden.
Ich mache mir halt Sorgen um Papa und um meine Zukunft.

Mama hat sich mittlerweile gegen ein Hospiz entschieden und möchte Papa bei sich zu Hause haben.
Sie will während dieser Zeit stundenweise von Ärzten unterstützt werden.
Einerseits kann ich sie verstehen aber andererseits macht sie sich und meine Schwester damit kaputt.

Das mit deiner Freundin ist furchtbar.
Ich hoffe das sie keines dieser Monster in sich trägt.
Es ist eine furchtbare Krankheit und meines Erachtens eine unheilbare Krankheit.
Ich hoffe das sie es nicht hat.
Woher diese Monster kommen weiß ich nicht, aber es ist sehr seltsam das sie in letzter Zeit überall und sehr verbreitet auftreteten.

Ich wünsche allen viel Kraft.
Lieben Gruß, Peter !


« Letzte Änderung: 18. April 2008, 19:58:00 von Ciconia »

PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater !
« Antwort #6 am: 17. April 2008, 07:52:22 »
Zitat
Hallo Peter

In deinem 1. Beitrag hast du geschrieben, du musst stark bleiben. Und jetzt rückst du deiner Gesundheit mit 3 Packungen Zigaretten zu Leibe? :o Ich weiss, es ist doof, einem Raucher so etwas zu sagen. ::) Doch vielleicht denkst du bei jeder Zigarette nicht nur an die vermeintliche Beruhigung deiner Nerven, sondern erst mal an deine Lieben und kannst dann auf die eine oder andere verzichten. ??? ;)

Ich pflichte Birgit bei. Man muss über verschiedene Möglichkeiten nachdenken, ein wenig planen, aber nicht zu weit. Ich habe hier schon mal einen Spruch geschrieben und musste selbst feststellen, dass was Wahres dran ist. Deshalb will ich ihn auch dir mit auf den Weg geben:
Mach es dir nicht unnötig schwer,
indem du zuviel darüber nachdenkst, wie es weitergehen soll.
Deine Kraft brauchst du vor allem
für das, was jetzt geschehen muss."

Und noch ein Tip aus eigener Erfahrung :
erledige den Papierkram, wenn möglich, gemeinsam mit deiner Mutter. Es ist einfacher für dich, sie lernt damit umzugehen und die Arbeit lenkt auch deine Mutter ein wenig ab, wenn auch nur zeitweise.

Ich wünsche euch allen viel Kraft.
Akya
*********************************************************************
Hallo liebe Akya !
Danke für deine netten Zeilen.

Natürlich ist es nicht besonders toll das ich derzeit eine nach der anderen rauche aber bei dem Stress läßt sich das momentan kaum vermeiden.
Meinen Lieben geht es da nicht viel anders.
Auch sie essen kaum noch etwas und sind nur noch am qualmen.

Mama hat sich mittlerweile gegen ein Hospiz entschieden und will Papa bis zum "Ende" zu Hause pflegen.
Sie sagt das sie es nicht übers Herz bringen kann, ihn in ein Hospiz "abzuschieben".
Wir werden zusätzlich zu Mamas Pflege häusliche Unterstützung von Ärzten beantragen, die regelmäßig  und stundenweise vor Ort sein werden.

Den Papierkram würde ich gerne mit meinen Lieben erledigen aber leider ist meine Schwester zu 80 % geistig behindert und Mama ist der deutschen Sprache nicht mächtig.
Daher bleibt seit etwa 30 Jahren alles schriftliche meiner Lieben leider immer an mir hängen.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Lieben Gruß, Peter !

« Letzte Änderung: 18. April 2008, 19:59:08 von Ciconia »

PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater !
« Antwort #7 am: 17. April 2008, 08:11:51 »
Guten Morgen an Alle !
Das MRT meines Vaters hat gestern am späten Nachmittag stattgefunden.
Das Ergebnis der MRT müßte daher jetzt den Ärzten vorliegen.
In etwa einer Stunde werde ich zu meinen Lieben fahren und dann mit ihnen ins Krankenhaus fahren und mir das Ergebnis der MRT erklären lassen.
Ehrlich gesagt erwarte ich nichts Gutes aber Mama ist noch voller Hoffnung und glaubt an ein Wunder.
Ich versuche sie auf den Boden der Tatsachen zu holen, ernte damit aber nur Unverständnis und Tränen.
Ich verstehe nicht wie sie so sehr an ihm hängen kann, denn schließlich hat dieser Mann (mein Papa) mir und meinen Lieben über 30 Jahre das Leben zur Hölle gemacht.
All die Jahre war er sehr geizig, sehr aufbrausend und extrem aggressiv.
Zahlreiche Narben an meinem Körper und auch eine an meiner Nase zeugen von seiner Gewalt.
Nach seiner Erkrankung hat sich seine Aggressivität verständlicherweise noch ein wenig gesteigert.
Trotz dessen ist er mein Vater und ich liebe ihn immer noch, doch ich weiß das sein Ende auch ein Neuanfang für mich und meine Lieben bedeuten wird.
Ein Neuanfang in Frieden und Freiheit.
Ansonsten ist mir gerade schwindelig und schlecht.
Habe seit gestern 15 Uhr nichts gegessen und trinke gerade Kaffee und rauche eine nach der anderen.
Nur noch 45 Minuten, dann bin ich weg.
Ich halte euch auf dem laufenden.
Wünsche allen viel Kraft.
Lieben Gruß, Peter !
« Letzte Änderung: 17. April 2008, 08:34:30 von PETER37 »

brigitte58

  • Gast
Re:Mein Vater ( Seit 11.04.2007 Glioblastom Typ IV) !
« Antwort #8 am: 17. April 2008, 09:47:21 »
Hallo Peter,
ich kann eure Situation gut nachvollziehen. Mein Mann hatte auch ein Glio IV im vorderen Stirnbereich und auch er hatte teilweise massive aggressive Ausraster, obwohl er immer ein äußerst ausgeglichener und fröhlicher Mensch war. Ich habe zwei Töchter, 23 Jahre und 12 Jahre. Vor allem die Kleine musste diesen Verfall miterleben. Mein Mann war 50, als im Juli 2005 die Krankheit diagnostiziert wurde und im April 2007 ist er verstorben. Er bekam immer mehr epileptischen Anfälle  und eine wahnsinnige Unruhe, z.B. rund um die Uhr jede Stunde zur Toillette, obwohl er fast nicht mehr gehen konnte.

Es verwundert mich doch sehr, dass bei euch erst nach 1 Jahr wieder ein MRT gemacht wird. Bei meinem Mann wurde direkt nach der Bestrahlung nochmal ein MRT gemacht und dann alle 3 Monate.

Ich muss Akya recht geben, grüble nicht zuviel und plane auch nicht zu viel im voraus. Versuche deine Kraft einzuteilen so gut es geht, ich weiss von was ich rede! Bei dieser Krankheit kann sich alles innerhalb kürzester Zeit ändern, und du wirst noch sehr viel Kraft brauchen.

Ich hoffe sehr für euch, dass das MRT gut ausfällt. Ich denke an euch.

Liebe Grüsse
Brigitte

PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater ( Seit 11.04.2007 Glioblastom Typ IV) !
« Antwort #9 am: 17. April 2008, 16:12:48 »

Hallo liebe Brigitte !
Das MRT ist wie erwartet nicht gut ausgefallen.
Es wurde ein erneuter Tumorwachstum festgestellt und man schätzt das er nur noch maximal ein halbes Jahr leben wird.
Die Ärzte haben uns geraten, ihn für den Rest seiner geschätzen Lebensdauer in ein Hospiz verlegen zu lassen.
Dies ist natürlich in meinem Interesse, denn ich kann nicht mehr tatenlos zusehen wie auch meine Lieben langsam zugrunde gehen.
Sei es durch seine extrem aggressiven Schübe oder durch seine ständigen Wünsche nach seltsamen Dingen die nur schwer oder nur sehr zeitaufwendig zu beschaffen gehen.
Meine Lieben und ich waren in letzter Zeit nur noch in Bewegung um ihn seine merkwürdigen Wünsche (dutzende Armbanduhren die er dann unbeachtet liegen ließ, dutzende teure und exotische Speisen die er dann nicht aß, dutzende Rasierer und Rasierklingen die er dann nicht benutzte und dutzende Handys samt Guthaben die er dann plötzlich doch nicht wollte usw. usw.) zu beschaffen bzw. zu erfüllen.
Liebe Brigitte, das mit deinem Mann tut mir sehr leid und ich erkenne an den Verhaltensmustern die du geschildert hast, große Ähnlichkeiten zu den Verhaltensweisen meines Vaters.
Auch er hat das ständige Bedürfnis auf Toilette zu gehen und hat in letzter Zeit immer wieder ins Krankenbett uriniert.
Mittlerweile haben sie ihm so eine Art Urinsack angeschlossen weil es am Ende doch sehr unhygienisch wurde.
Nun gut liebe Brigitte.
Ich muß jetzt zur Arbeit fahren obwohl ich völlig übermüdet, ausgehungert und mit den Nerven fertig bin.
Ich wünsche dir einen schönen Abend.
Lieben Gruß zurück, Peter !


« Letzte Änderung: 20. April 2008, 17:25:31 von Ulrich »

brigitte58

  • Gast
Re:Mein Vater ( Seit 11.04.2007 Glioblastom Typ IV) !
« Antwort #10 am: 17. April 2008, 21:56:37 »
Lieber Peter,

ich habe es zwar befürchtet, bin jetzt aber dennoch sehr erschüttert über den neuerlichen Befund Deines Vaters.

Mit der voraussichtlichen Lebenserwartung ist das so eine Sache. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig ist, hier eine Prognose zu geben. Mir wurde im Dezember 2006 gesagt, dass mein Mann den Januar 2007 vermutlich nicht überleben wird, denn zu der Zeit ging es ihm sehr, sehr schlecht. Aber es war noch ein langes Auf und Ab (mit Epi-Anfällen, Wutausbrüchen, viel Weinen und tiefsten Depressionen) bis zum April 2007. An einem Tag konnte er fast nicht mehr laufen, war halbseitig gelähmt etc., am nächsten Tag saß er aufrecht auf dem Stuhl und konnte teilweise sogar wieder selbst essen. Vor allem aber konnte er sich nicht mehr mitteilen, es war furchtbar mitansehen zu müssen, dass er etwas sagen will, aber die Worte nicht mehr formulieren kann.

Ich kann Deine Mutter sehr gut verstehen, dass sie ihren Mann nicht in ein Hospiz geben will. Ich wollte meinen Mann auch so gerne zu Hause pflegen und für ihn da sein. Aber die letzten Wochen war er auch im Hospiz. Es hat mir damals unheimlich weh getan, aber es war zuhause nicht mehr zu bewältigen, da ich und auch meine damals 10-jährige Tochter psychisch und physisch komplett am Ende waren. Zu diesem Zeitpunkt hat der Hausarzt das einfach in die Hände genommen, und im nachhinein muss ich sagen, dass dies die richtige Entscheidung war (obwohl ich lange Zeit ein schlechtes Gewissen hatte).
Ich war jede freie Minute bei ihm, habe ihm sein Essen gegeben, bin mit ihm im Rollstuhl an den See gefahren (Bodensee) usw., konnte aber dennoch am Abend daheim wieder etwasKraft schöpfen. Ich konnte mich nur um ihn kümmern, den Rest der Pflege erledigten die Schwestern. Vor allem hat es mir geholfen, dass da immer jemand da war. Ich habe mich nicht mehr so hilflos gefühlt. Geh doch einfach mal selbst in ein Hospiz in eurer Nähe, schau es Dir an, sprich mit der Leiterin. Wenn du dann ein gutes Gefühl hast, versuch mit deiner Mutter darüber zu sprechen bzw. kann dies vielleicht auch euer Hausarzt übernehmen.

Ich bin in Gedanken bei Euch.

Liebe Grüsse
Brigitte

PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater ( Seit 11.04.2007 Glioblastom Typ IV) !
« Antwort #11 am: 18. April 2008, 15:02:30 »
Zitat
Lieber Peter,

ich habe es zwar befürchtet, bin jetzt aber dennoch sehr erschüttert über den neuerlichen Befund Deines Vaters.

Mit der voraussichtlichen Lebenserwartung ist das so eine Sache. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwierig ist, hier eine Prognose zu geben. Mir wurde im Dezember 2006 gesagt, dass mein Mann den Januar 2007 vermutlich nicht überleben wird, denn zu der Zeit ging es ihm sehr, sehr schlecht. Aber es war noch ein langes Auf und Ab (mit Epi-Anfällen, Wutausbrüchen, viel Weinen und tiefsten Depressionen) bis zum April 2007. An einem Tag konnte er fast nicht mehr laufen, war halbseitig gelähmt etc., am nächsten Tag saß er aufrecht auf dem Stuhl und konnte teilweise sogar wieder selbst essen. Vor allem aber konnte er sich nicht mehr mitteilen, es war furchtbar mitansehen zu müssen, dass er etwas sagen will, aber die Worte nicht mehr formulieren kann.

Ich kann Deine Mutter sehr gut verstehen, dass sie ihren Mann nicht in ein Hospiz geben will. Ich wollte meinen Mann auch so gerne zu Hause pflegen und für ihn da sein. Aber die letzten Wochen war er auch im Hospiz. Es hat mir damals unheimlich weh getan, aber es war zuhause nicht mehr zu bewältigen, da ich und auch meine damals 10-jährige Tochter psychisch und physisch komplett am Ende waren. Zu diesem Zeitpunkt hat der Hausarzt das einfach in die Hände genommen, und im nachhinein muss ich sagen, dass dies die richtige Entscheidung war (obwohl ich lange Zeit ein schlechtes Gewissen hatte).
Ich war jede freie Minute bei ihm, habe ihm sein Essen gegeben, bin mit ihm im Rollstuhl an den See gefahren (Bodensee) usw., konnte aber dennoch am Abend daheim wieder etwasKraft schöpfen. Ich konnte mich nur um ihn kümmern, den Rest der Pflege erledigten die Schwestern. Vor allem hat es mir geholfen, dass da immer jemand da war. Ich habe mich nicht mehr so hilflos gefühlt. Geh doch einfach mal selbst in ein Hospiz in eurer Nähe, schau es Dir an, sprich mit der Leiterin. Wenn du dann ein gutes Gefühl hast, versuch mit deiner Mutter darüber zu sprechen bzw. kann dies vielleicht auch euer Hausarzt übernehmen.

Ich bin in Gedanken bei Euch.

Liebe Grüsse
Brigitte
*************************************************************************
Hallo liebe Brigitte !
Mittlerweile haben ich und die Ärzte meine Lieben davon überzeugen können, das mein Vater in den nächsten Tagen in ein Hospiz gebracht werden soll.
Das Argument das wir alle paar Tage keinen Notarzt holen können (wenn ihm schlecht wird oder er einen Anfall bekommt) und ihn nicht immer wieder ins Krankenhaus einliefern lassen können, war entscheidend.
Mama hat bis zuletzt gekämpft um ihn zu Hause behalten zu dürfen, aber irgendwann hat sie es eingesehen das sie ihm nicht die permanente und medizinische Pflege bieten kann, die ihm ein Hospiz oder ein Krankenhaus bieten kann.
Der Sozialpsychologische Dienst des Krankenhauses sucht momentan nach einem freien Hospizplatz in unserer Nähe weil wir kein Auto haben.
In der Zwischenzeit versuche ich meine Lieben mit anderweitigen Dingen abzulenken damit sie nicht andauernd weinen und depressiv sind.
Ich habe Mama einen nagelneuen Luxuskühlschrank gekauft.
Es ist das erste mal das sie etwas neues bekommt, denn mein Vater (ist geiziger als ein Schotte je sein kann) hat ihr in all den Jahren nur gebrauchte oder halb kaputte Möbel gekauft.
Den alten Kühlschrank und ein paar andere Sachen die sie schon immer gehasst hat, habe ich gleich entsorgen lassen.
Soweit ich verstanden habe, möchte sie aus ihrer derzeitigen Wohnung ausziehen wenn es mit Papa zu Ende gegangen ist.
Sie meint das sie die vielen Erinnerungen in der derzeitigen Wohnung nicht ertragen könnte, wenn er nicht mehr da ist.
Ich werde mich darum kümmern und dafür sorgen, das der Tod meines Vaters (so makaber das auch klingen mag) ihnen Freiheit und ein Leben in Wohlstand bringen wird.
Das haben sie nach 30 Jahren Unterdrückung, Tyrannerei und Gewalt verdient.
Ansonsten habe ich mich gestern mit meiner Freundin gestritten.
Du kennst das bestimmt auch, das manche Menschen sehr unsensibel und verletzendl sein können, wenn sie selber nicht betroffen sind.
Sie hat gestern Abend tatsächlich ihre Lieblingsmusik laut aufgedreht und hat dann angefangen vor mir zu tanzen.
Ich war fassungslos wie man an so einem Tag lustig rumtanzen kann.
Tja, so ist das nunmal wenn man eine Partnerin hat die 15 Jahre jünger ist.
Sie muß noch viel lernen und verstehen.
So, ich muß jetzt langsam Schluß machen.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Lieben Gruß zurück, Peter !

« Letzte Änderung: 18. April 2008, 20:01:54 von Ciconia »

PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater ( Seit 11.04.2007 Glioblastom Typ IV) !
« Antwort #12 am: 18. April 2008, 15:04:22 »
Hallo an Alle !
Mittlerweile haben ich und die Ärzte meine Lieben davon überzeugen können, das mein Vater in den nächsten Tagen in ein Hospiz gebracht werden soll.
Das Argument das wir alle paar Tage keinen Notarzt holen können (wenn ihm schlecht wird oder er einen Anfall bekommt) und ihn nicht immer wieder ins Krankenhaus einliefern lassen können, war entscheidend.
Mama hat bis zuletzt gekämpft um ihn zu Hause behalten zu dürfen, aber irgendwann hat sie es eingesehen das sie ihm nicht die permanente und medizinische Pflege bieten kann, die ihm ein Hospiz oder ein Krankenhaus bieten kann.
Der Sozialpsychologische Dienst des Krankenhauses sucht momentan nach einem freien Hospizplatz in unserer Nähe weil wir kein Auto haben.
In der Zwischenzeit versuche ich meine Lieben mit anderweitigen Dingen abzulenken damit sie nicht andauernd weinen und depressiv sind.
Ich habe Mama einen nagelneuen Luxuskühlschrank gekauft.
Es ist das erste mal das sie etwas neues bekommt, denn mein Vater (ist geiziger als ein Schotte je sein kann) hat ihr in all den Jahren nur gebrauchte oder halb kaputte Möbel gekauft.
Den alten Kühlschrank und ein paar andere Sachen die sie schon immer gehasst hat, habe ich gleich entsorgen lassen.
Soweit ich verstanden habe, möchte sie aus ihrer derzeitigen Wohnung ausziehen wenn es mit Papa zu Ende gegangen ist.
Sie meint das sie die vielen Erinnerungen in der derzeitigen Wohnung nicht ertragen könnte, wenn er nicht mehr da ist.
Ich werde mich darum kümmern und dafür sorgen, das der Tod meines Vaters (so makaber das auch klingen mag) ihnen Freiheit und ein Leben in Wohlstand bringen wird.
Das haben sie nach 30 Jahren Unterdrückung, Tyrannerei und Gewalt verdient.
So, ich muß jetzt langsam Schluß machen.
Ich wünsche allen viel Kraft.
Lieben Gruß, Peter !
« Letzte Änderung: 18. April 2008, 15:06:06 von PETER37 »

brigitte58

  • Gast
Re:Mein Vater ( Seit 11.04.2007 Glioblastom Typ IV) !
« Antwort #13 am: 18. April 2008, 20:41:17 »
Hallo lieber Peter,

das ist gut, dass ihr euren Vater ins Hospiz bringt. Deine Mutter wird bald feststellen, dass dies eine enorme psychische und physische Erleichterung ist und sie bei Bedarf sich auch zurückziehen kann, gerade im Hinblick auf Euer Verhältnis zum Vater. Sie kann ihn auf seinem letzten Weg begleiten und für ihn da sein, hat aber auch Hilfe und vor allem seelische Unterstützung, wenn er aggressiv wird. Es ist schlimm, dass ihr alle in den vergangenen Jahren so unter ihm gelitten habt.

Mein Mann war ein ganz lieber Mensch, gutmütig und großzügig in allem. In den Monaten nach seinem Tod habe ich das ganze Haus frisch renoviert, ins Wohnzimmer ne neue Couch gekauft usw., eben auch, weil mich so vieles - aber im positiven Sinn - an ihn erinnert hat. Nur so konnte ich langsam wieder einen Neustart beginnen. Ich habe ein ganzes Jahr gebraucht, bis ich wieder einen einigermaßen normalen Alltag hatte.

Das mit Deiner Freundin tut mir leid. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie im Moment mit der ganzen Situation einfach überfordert ist. Sie wollte Dich wahrscheinlich einfach nur ablenken. Das hat nicht unbedingt mit dem Alter etwas zu tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Umfeld (Familie, Freunde und Bekannte) gerne helfen würden, dies aber einfach nicht möglich ist. Vor allem ist man auch selber bis aufs Äußerste angespannt und auch leicht reizbar (war ich zu diesem Zeitpunkt auch, ich hatte manchmal das Gefühl ich stehe unter Strom), einfach weil man auch selbst komplett überfordert ist. Also nimms ihr nicht zu übel, sie hat es sicherlich nicht böse gemeint.

So, nun wünsch ich Dir aber trotz allem noch einen schönen Abend.

Liebe Grüße
Brigitte


PETER37

  • Gast
Re:Mein Vater ( Seit 11.04.2007 Glioblastom Typ IV) !
« Antwort #14 am: 21. April 2008, 08:33:16 »
Guten Morgen an Alle !
Guten Morgen liebe Brigitte !

Die Tage plätschern vor sich hin.
Meine Lieben fahren jeden Tag ins Krankenhaus und halten sich jedesmal 6-8 Stunden bei Papa am Krankenbett auf.
Ich versuche ihnen beizubringen das sie sich nicht kaputt machen sollen und das ein täglicher Besuch bzw. ein Besuch an jedem zweiten Tag (a 2-3 Stunden) völlig ausreichen würde.
Doch leider hören sie bzw. Mama hört nicht auf mich.
Mama nimmt durch den Stress immer mehr ab und hat kaum noch Schlaf und Ruhe.
Ich mache mir Sorgen um sie.
Gestern hatte sie ihren 60. Geburtstag und hat ihn an Papas Krankenbett verbracht.
Wir warten immer noch auf einen freien Hospizplatz.
In der Zwischenzeit wird Papa immer ruhiger und schwerfälliger.
Manchmal ist er voll da und redet mit uns und manchmal starrt er wortlos in eine Richtung und schläft dabei urplötzlich ein.
In einer Stunde fahren wir gemeinsam zum Krankenhaus, denn Papa soll den Wunsch geäußert haben, mich sehen zu wollen.
Es ist sehr schwer für mich gleichzeitig Zeit für die Arbeit (6-Tage-Woche), für meinen Haushalt (dutzende unerledigte Rechnungen und Briefe) und für meine Lieben zu finden.
Auch ich bin völlig fertig und habe mittlwerweile hier und da ein paar körperliche Beschwerden.
Mama möchte das ich die Ärzte heute erneut befrage, ob eine zweite OP etwas bringen würde und was er für Medikamente bekommt.
Sie macht die Medikamente dafür verantwortlich, das er immer ruhiger und regloser wird.
Abgesehen davon, zweifelt sie immer noch ob ihre Entscheidung Papa in ein Hospiz zu verlegen, richtig war.
Ich habe da auch eine Frage an die Ärzte.
Wo verdammt sind die Befunde der CT und der MRT ?
Wir haben noch nichts schriftliches zu Gesicht bekommen, nur mündliche Befunde und Ergebnisse.
Das finde ich ein wenig seltsam.
Nun gut, mache mich so langsam fertig.
Ich werde euch auf dem laufenden halten.
Wünsche allen Betroffenen viel Kraft.
Lieben Gruß, Peter !




 



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