Hallo, Jörg66,
wieso bloß antwortet Dir niemand?
Ich habe jetzt mal in den beiden Strahlentherapie-Themen (in "Behandlungsarten" und in "Meningeom") geschaut, ob dort etwas Sinnvolles für Dich steht ...
Nischt jefunden.
Also, zunächst mal: Es muss ja nicht das Neueste vom Neuen auch das Beste gegenüber dem jahrzehntelang Bewährtem sein.
Das enspricht auch der Aussage von Prof. Dr. Kiwit auf dem 35. HT-Infotag am 18.10.2014 in Berlin.
Es gibt mittlerweile verschiedene Möglichkeiten der Strahlentherapie, die die bewährten Methoden sinnvoll ergänzen.
Die Strahlentherapeuten haben damit eine größere Auswahl an Möglichkeiten, für den jeweiligen Tumor die passende, optimale Bestrahlungsart auszuwählen.
Die Photonentherapie ist seit langem üblich und bewährt. Sie ist eigentlich eine Röntgen-Bestrahlung, da die Photonen im Gewebe in diese Strahlenart umgewandelt werden.
Die Entwicklungen in der Strahlentherapie beziehen sich weniger auf andere Strahlenarten als auf die Verbesserung der Zielgenauigkeit, der Ermöglichung einer verschieden hoher Dosis je nach Notwendigkeit innerhalb des Tumors, der optimalen Schonung des gesunden Gewebes durch Einstrahlungen aus verschiedenen Richtungen, … , also der Verbesserung der Geräte und der Kombination mit weiteren bewährten und neuen Verfahren. Z.B. auch der Berücksichtigung der genetischen Variante wie Bei Dir. Die Zusammenarbeit der Fachärzte, die in den Tumorkonferenzen jeden Patienten (also auch DICH persönlich) besprechen, ist eine aktuelle Errungenschaft, die noch ausbaufähig ist.
Ich selbst wurde mit Photonen im Jahr 2000 mit "bis zu" 60 Gy bestrahlt. Die Bestrahlung erfolgte fraktioniert (also aufgeteilt) in 2 Gy - Dosen (= Plural von Dosis, nicht von Dose) im Verlauf von 30 Werktagen (entspricht 6 Wochen).
Dies geschieht, um die Tumorzellen in ihrer empfindlichen Phase der Zellkernteilung zu erwischen und damit ihre Teilung zu verhindern. Schließlich teilen sich ja nicht alle Zellen gleichzeitig, also wird mehrfach bestrahlt. Die Einzeldosen summieren sich im Verlauf der 6 Wochen im Bestrahlungsgebiet und damit verstärkt sich auch die abtötende Wirkung der Strahlen.
Diese abtötende Wirkung soll aber nur die Tumorzellen treffen, während das umliegende Gewebe verschont werden soll. Deswegen wird nicht die gesamte Dosis von 60 Gy auf einmal verabreicht. Denn die gesunden Zellen haben einen Selbstheilungsmechanismus und halten die jeweils 2 Gy locker aus und reparieren sich selbst, falls sie denn Schäden abkriegen.
Für die Erholung der gesunden Zellen und des bestrahlten Patienten (also für DICH) sind die Pausen zwischen den Bestrahlungen und insbesondere die Wochenendpause sehr sinnvoll. Der Körper hat viel zu tun, um die zerstrahlten Zellen abzubauen. Dafür benötigt er viel Kraft, die Du dann nicht mehr hast. Du wirst müde sein, was im Laufe der 6 Wochen zunimmt.
Je nach Lage des Tumors und der Zugangswege für die Bestrahlung kann es weitere Einschränkungen geben. Bei mir waren es vorübergehend Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, der Konzentration, der körperlichen und geistigen Belastbarkeit, Hautrötungen sowie Haarausfall (bei mir dauerhaft wegen der direkten Nähe des Tumors unter der Haut, bei fast allen Patienten vorübergehend, wenn es überhaupt dazu kam). Über all diese zu erwartenden Einschränkungen wurde ich genau aufgeklärt.
Ich wurde im Jahr 2011 ein zweites Mal bestrahlt. Da die Rezidive klein und nicht tief im Gehirn waren, entschied sich die Strahlentherapeutin für eine Bestrahlung mit Elektronen. Der Gesamtverlauf war bei mir so wie im Jahr 2000, auch mit den Folgen, die sich langsam zurückbilden.
Im Forum wird überwiegend die Einzeitbestrahlung mit Gammaknife, Cyberknife oder Novalis bzw. LINAC (vereinen als Linearbeschleuniger mehrere, auch Einzeit-Bestrahlungsmöglichkeiten) diskutiert, weil es sich dabei um (angeblich) neue, (scheinbar) schonendere Bestrahlungsarten handelt und weil der Patient sehr schnell wieder fit sein soll. Einzeitbestrahlungen sind bei kleinen Hirntumoren möglich, weitere Bedingungen müssen gegeben sein, (welche, habe ich leider vergeblich gesucht).
Die Protonentherapie ist relativ neu und auch nicht für jedem Tumor geeignet. Wie bei Gamma- und Cyberknife kann es auch hier Probleme mit der Finanzierung durch die Krankenkassen geben – weil sich die Kasse nicht nach dem Wunsch des Patienten richtet, sondern nach dem Erfolg, den die vom Arzt empfohlene Bestrahlungsart verspricht. Auf Antrag durch den Arzt zahlt die Kasse – leider dauert es bei manchen Kassen länger.
Hier sind Links zu Vorträgen von Strahlentherapeuten von HT-Info-Tagen:
http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,8967.msg643790.html#msg643790http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,8967.msg643791.html#msg643791http://www.hirntumor.de/forum/index.php/topic,9118.msg647088.html#msg647088Lieber Jörg,
Vertraue Deinen Ärzten und schau weiter optimistisch voraus!
LG
KaSy